Boccia – eine spannende Sportart stellt sich vor

Wer hat sich nicht schon am Sandstrand von Lignano heiße Füße beim Bocciaspielen geholt. Der Jack wird ausgeworfen und dann die bunten Plastik- oder Metallkugeln hinterher. Wer dem Jack am nächsten kommt ist Sieger. Am Strand wird aber nicht um die Teilnahme an Olympischen Spielen gekämpft, gespielt wird „Just for Fun“. Aber Boccia ist eine Paralympische Disziplin für Menschen mit zerebraler Parese und wird in der Halle mit etwa tennisballgroßen Lederbällen auf 6x10 Meter großen Feldern gespielt.

Boccia ist ein Rollstuhlsport und wird wie jede andere Behindertensportart auch in verschiedenen Behinderungsstufen, in sogenannten Klassen, gespielt, und zwar die Klassen BC (Boccia Class) 1 bis BC4.

In den BC1, BC2 und BC3 sind ausschließlich Menschen mit zerebralen Paresen (= leichte oder unvollständige Lähmungen des motorischen Zentrums in der Grosshirnrinde; unter Umständen sind auch andere Areale betroffen, wie zB das Sprachzentrum) spielberechtigt.

Die Klasse BC4 wird von Sportlern mit schwerer lokomotorischer Dysfunktion aller vier Extremitäten nicht zerebralen Ursprungs gespielt.

Eine weitere Unterscheidung wird in der Fähigkeit des Werfens getroffen. Die Spieler der Klassen BC1, BC2 und BC4 werfen die Bälle selbst auf das Spielfeld, in der Klasse BC3 werden die Bälle mit Hilfe von Rinnen, ähnlich wie Dachrinnen, die eine weitere Person hält, ins Spiel gebracht. Die helfende Person darf während des Wettkampfes nur mit dem Rücken zum Spielfeld sitzen und auf die Anweisungen des Spielers hinauf, hinunter, links und rechts die Rinne bewegen.

Regelverstöße werden selbstverständlich sanktioniert.

Boccia ist eine der wenigen Sportarten ohne Geschlechtertrennung. Bei den Wettbewerben wird 1 gegen 1, 2 gegen 2 oder 3 gegen 3 gekämpft, solange es dem umfangreichen Reglement entspricht.

Jetzt kann es nur noch lauten: „Jack please!“

Text by Erwin Löbl (Bocciatrainer)